INTERVIEW MIT STEFFEN NEDER (Bildgestaltung, Lichtgestaltung, Rolle: JUNGE)
Sie haben zum ersten Mal vor der Kamera als Schauspieler fungiert, wie war es für Sie?
Anfangs in der Vorbereitung und Textprobe war mir schon etwas mulmig. Überraschenderweise habe ich mich später am Set sehr wohl und sicher gefühlt. Dies lag nicht zuletzt an der herzlichen Vertrautheit zum Regisseur, zu meiner Spielpartnerin sowie zu den anderen Teammitgliedern. Es hat riesig Spaß gemacht wieder Kind zu sein! Einfach machen. Ohne Vorurteile, unvoreingenommen. Einfach spielen – wie ein Kind. Ich hätte niemals gedacht, dass es so anstrengend ist. Körperliche und geistige Arbeit am Set bin ich gewöhnt, aber das Schauspielen legt auf beiden nochmal eine Schippe drauf. Ich danke dem ganzen Team für diese geile Erfahrung!
Wie sah Ihre Bild- bzw Lichtgestaltung bei diesem Film aus?
Grundsätzlich muss ich sagen, dass ich, wie bei nur sehr wenigen Projekten, freie Hand bei der Lichtgestaltung hatte. Ich genieße es sehr mit WTP zu arbeiten – meiner Meinung nach sollte es mehr Produktionen dieser Art geben.
Selbstverständlich gab es eine Vorbesprechung. Dabei wurden alle Szenen angesprochen, die bis dato geplant waren. Es wurde gemeinsam ein Look, was Farben und Belichtung angeht, erörtert und festgelegt. Aber niemals ist diese Vorabentscheidung in Stein gemeißelt, was dem kreativen Prozess zugutekommt. Da wir nun schon den dritten Film zusammen machten, wussten Mira und ich, dass die Zusammenarbeit hervorragend funktioniert.
So auch diesmal: Ausgangspunkt ein kleiner Fauxpas auf dem Papier von mir. Ich erinnerte mich nicht an die festgelegte Lichtstimmung der Uhren-Blowjob Szene und baute im kreativen Fluss einfach drauf los. Mira ließ mich machen. Und beim gemeinsamen Betrachten des eingerichteten Bildes sagte sie mir, dass es ihr so viel besser gefalle, als was wir besprochen hatten. Das nenne ich mal „wunderbare gemeinsame non verbale Zusammenarbeit.“
Bei der Musikvideoszene entschied ich mich für drei Lichtinseln. Gitarristen, Schlagzeug, „Schlag mich.“ Nebenbei gefiel mir Agnes ganz hervorragendes Spiel.
Des Weiteren setzten wir die Farbe Rot ein. Zusammen mit den roten Rosenblättern, den schwarzen Lederoutfits und dem weißen Kunstlicht gaben diese einen schönen Farbmix.
Von Anfang an war klar, dass wir nicht auf einen LKW voll mit Licht zugreifen konnten. Was es hier und da schwierig, aber nicht unmöglich machte ein tolles Bild zu kreieren. Meine Devise lautet: Mit den möglichen Mitteln das Schönste und Beste zu bauen!
Unser Equipment bestand aus diversen Tageslichteinheiten wie eine 2,5KW, 2 x 1,2KW und eine 200W Leuchte. Dazu vier 1Kw Kunstlichteinheiten, 2 Standard Dedokoffer 100 und 150W, sowie 2 Kunstlichtsoftboxen und eine Panaura 5„. Hinzu kamen noch diverse Practicals wie Leuchtstoffröhren und LED_Lichtschläuche. Dazu natürlich Grip, diverse Stative und Kabel. Nur in den Festmotiven hatten wir Stromanschluss. Nur selten kam die klassiche Dreipunkt-Ausleuchtung zum Einsatz. Oft gab es anstatt der Aufhellung einen Blackfill.
Bei den Außenaufnahmen wurden weitgehend die Schauspieler so gestaged, dass die Sonne z.T. durch ein Diffussionsrahmen eine Spitze oder spitze Kante setzt. Gegebenenfalls kam eine Styroaufhellung oder ein Blackfill zum Einsatz. Um bei den Fahraufnahmen „eine Blende mehr zu haben“ wurde einfach eine Akkubetriebene LED-Fläche über ein Depron im Auto gebounced. Insgesamt bin ich mit dem Film technisch sehr zufrieden.