Steffen Neder

Bildgestaltung, Lichtgestaltung

Steffen Neder ist selbstständig im Bereich Bild- und Lichtgestaltung tätig. 2008 traf er das erste Mal auf das Team von wtp international.  Bei Mein Traum oder Die Einsamkeit ist nie allein (2007) war er aushilfsweise ein paar Tage am Set. 2011 übernahm er bei Die Wahrheit der Lüge die Lichtgestaltung und Kameraassistenz, ebenso wie bei Illusion (2013; Bild- und Lichtgestaltung). Während dieser Drehzeit (er wirkte auch als Statist mit) erwähnte er, dass er sich auch eine kleine Sprechrolle vor der Kamera vorstellen könnte. Das wurde dann in die Tat umgesetzt: 2017 bekam er seine erste Sprechrolle im Kinofilm Der Geschmack von Leben (2017; Rolle: „Junge“), gefolgt von Roland Rebers Todesrevue (2019, Rolle: Steffen) und war zudem wieder für die Bild- und Lichtgestaltung mit verantwortlich.

www.nedolight.de

INTERVIEW MIT STEFFEN NEDER (Bildgestaltung, Lichtgestaltung, Rolle: JUNGE)

Sie haben zum ersten Mal vor der Kamera als Schauspieler fungiert, wie war es für Sie?

Anfangs in der Vorbereitung und Textprobe war mir schon etwas mulmig. Überraschenderweise habe ich mich später am Set sehr wohl und sicher gefühlt. Dies lag nicht zuletzt an der herzlichen Vertrautheit zum Regisseur, zu meiner Spielpartnerin sowie zu den anderen Teammitgliedern. Es hat riesig Spaß gemacht wieder Kind zu sein! Einfach machen. Ohne Vorurteile, unvoreingenommen. Einfach spielen – wie ein Kind. Ich hätte niemals gedacht, dass es so anstrengend ist. Körperliche und geistige Arbeit am Set bin ich gewöhnt, aber das Schauspielen legt auf beiden nochmal eine Schippe drauf. Ich danke dem ganzen Team für diese geile Erfahrung!

 Wie sah Ihre Bild- bzw Lichtgestaltung bei diesem Film aus?

Grundsätzlich muss ich sagen, dass ich, wie bei nur sehr wenigen Projekten, freie Hand bei der Lichtgestaltung hatte. Ich genieße es sehr mit WTP zu arbeiten – meiner Meinung nach sollte es mehr Produktionen dieser Art geben.

Selbstverständlich gab es eine Vorbesprechung. Dabei wurden alle Szenen angesprochen, die bis dato geplant waren. Es wurde gemeinsam ein Look, was Farben und Belichtung angeht, erörtert und festgelegt. Aber niemals ist diese Vorabentscheidung in Stein gemeißelt, was dem kreativen Prozess zugutekommt. Da wir nun schon den dritten Film zusammen machten, wussten Mira und ich, dass die Zusammenarbeit hervorragend funktioniert.

So auch diesmal: Ausgangspunkt ein kleiner Fauxpas auf dem Papier von mir. Ich erinnerte mich nicht an die festgelegte Lichtstimmung der Uhren-Blowjob Szene und baute im kreativen Fluss einfach drauf los. Mira ließ mich machen. Und beim gemeinsamen Betrachten des eingerichteten Bildes sagte sie mir, dass es ihr so viel besser gefalle, als was wir besprochen hatten. Das nenne ich mal „wunderbare gemeinsame non verbale Zusammenarbeit.“

Bei der Musikvideoszene entschied ich mich für drei Lichtinseln. Gitarristen, Schlagzeug, „Schlag mich.“ Nebenbei gefiel mir Agnes ganz hervorragendes Spiel.

Des Weiteren setzten wir die Farbe Rot ein. Zusammen mit den roten Rosenblättern, den schwarzen Lederoutfits und dem weißen Kunstlicht gaben diese einen schönen Farbmix.

Von Anfang an war klar, dass wir nicht auf einen LKW voll mit Licht zugreifen konnten. Was es hier und da schwierig, aber nicht unmöglich machte ein tolles Bild zu kreieren. Meine Devise lautet: Mit den möglichen Mitteln das Schönste und Beste zu bauen!

Unser Equipment bestand aus diversen Tageslichteinheiten wie eine 2,5KW, 2 x 1,2KW und eine 200W Leuchte. Dazu vier 1Kw Kunstlichteinheiten, 2 Standard Dedokoffer 100 und 150W, sowie 2 Kunstlichtsoftboxen und eine Panaura 5„. Hinzu kamen noch diverse Practicals wie Leuchtstoffröhren und LED_Lichtschläuche. Dazu natürlich Grip, diverse Stative und Kabel. Nur in den Festmotiven hatten wir Stromanschluss. Nur selten kam die klassiche Dreipunkt-Ausleuchtung zum Einsatz. Oft gab es anstatt der Aufhellung einen Blackfill.

Bei den Außenaufnahmen wurden weitgehend die Schauspieler so gestaged, dass die Sonne z.T. durch ein Diffussionsrahmen eine Spitze oder spitze Kante setzt. Gegebenenfalls kam eine Styroaufhellung oder ein Blackfill  zum Einsatz. Um bei den Fahraufnahmen „eine Blende mehr zu haben“ wurde einfach eine Akkubetriebene LED-Fläche über ein Depron im Auto gebounced. Insgesamt bin ich mit dem Film technisch sehr zufrieden.

INTERVIEW STEFFEN NEDER (Bild- und Lichtgestaltung)

Wie sah Ihre Lichtgestaltung bei diesem Film aus?

Was das Licht betrifft ist es genauso wie die Geschichte bei diesem Film. Es läuft in drei Ebenen ab. In der Realität haben wir versucht, es normal aussehen zu lassen, als natürliche Beleuchtung. In der Bar wurde es fetziger, bunter und lauter, wie es im Nachtleben ja auch ist. Man sieht auch eine Bühne, Showlicht. Dann, bei der dritten Ebene, den Illusionen, muss man dazu sagen, dass wir in einer alten Ziegelei gedreht haben mit schönen, großen, weiten, staubigen Wegen. Das ist schwieriger zu gestalten, bzw schön aussehen zu lassen, weil man unglaublich weite Wege gehen muss. Ich denke aber, das ist uns ganz gut gelungen. Dank guter Mitarbeit innerhalb der Technik und den anderen Abteilungen hat es wieder gut funktioniert. Es waren sauschwere Tage dabei. Aber ich denke, wir haben das gut gemacht. Auch was den Aufbau betrifft. Da die Geschichte nicht von Anfang an klar war, entwickelte sich manchmal auch der Look und das richtig Konkrete erst kurz vor der Szene. Natürlich habe ich auch Anhaltspunkte, an die ich mich halte, und entwickle dann kurz vorm Einschlafen oder in der Nacht was. Dann wache ich früh auf und denke:“ ja, so könnte man das machen, so sieht es bestimmt geil aus.“ Der letzte Schliff entsteht dann gemeinsam. Das finde ich auch schön. Ich hoffe es ist auch so rübergekommen, dass ich immer bereit bin, Vorschläge, egal welcher Art, anzunehmen oder zumindest auszuprobieren und dann mit allen Beteiligten das Beste und Schönste draus zu machen.