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SM RICHTER

ein Film von Erik Lamens
Belgien 2009, Erotik-Drama, 88 min, FSK 18

  • “Der umstrittenste Film des Jahres” (Flanders Today)
  • „Gut gespieltes, bewegendes Drama“ (Blickpunkt Film)

seit 25.04.2014 auf DVD erhältlich (in deutscher Synchronfassung)
seit 2020 auch auf digitalen Plattformen (in deutscher Synchronfassung)

Mit Gene Bervoets, Veerle Dobbelaere, Koen Van Impe, Bruno Vanden Broecke, Sofia Ferri,  Marie Vinck

Buch und Regie: Erik Lamens
Produzenten: Bert Hamelinck, Kato Maes, Frank Van Passel
Ausführende Produzentin: Saskia Verboven
Kamera: Stijn Van der Veken. Schnitt: Ewin Ryckaert
Ton: Jan Deca. Musik: Ivan Georgiev
Produktion: Caviar Films Produktion
Verleih & Vertrieb: wtp international GmbH

Nach 15 Jahren Ehe stecken Koen und Magda in einer Krise. Sie steckt in einer schweren Depression, vernachlässigt ihre Tochter und sich selbst. Schließlich erleidet sie einen Nervenzusammenbruch mit Krankenhausaufenthalt.  Wieder zuhause frägt Koen sie, wie er ihr helfen könne. Magda offenbart ihm ihr Geheimnis, dass sie 30 Jahre lang bewahrt hatte:  ihre geheimen stark ausgeprägten masochistischen Neigungen und Fantasien. Sie möchte, dass ihr Mann ihr Schmerzen zufügt. Koen ist zunächst verwirrt und zurückhaltend, entschied sich aber, zu seiner Frau zu stehen und sich auf ihre “dunklen Wünsche” einzulassen und mit ihr diesen Weg zu gehen. Das Paar besucht ein SM Studio und beginnt eine physische und sexuelle Entdeckungsreise. Magda fühlt eine enorme Erleichterung, gefolgt von einer Art der Freude und des Glücks, die sie nie für möglich gehalten hat. Koen ist Richter im belgischen Mechelen, aber als ihr Sexualleben zufällig an die Öffentlichkeit gelangt, ermittelt ein Staatsanwalt und die Familie gerät in den Mittelpunkt einer öffentlichen Debatte über Privatsphäre und Justiz.

KOMMENTAR DES REGISSEURS:

„Wenn es dem Film gelingt, die Zuschauer zu berühren, dann beeinflusst er sie damit. Und wenn er sie beeinflusst so wird sich dies irgendwann im Denken und Handeln dieser Menschen niederschlagen. So betrachtet ist jeder Film, der wirkt auch politisch. Die Öffentlichkeit in Belgien stellte sich schon als der Fall verhandelt wurde hinter den Richter und seine Frau und kritisierte die Justiz enorm. Viele Menschen haben den Film gesehen, er war sogar Nr. 1 in den belgischen Kinocharts. Ich denke, dass die Menschen nun anders über den Sadomasochismus denken. Menschen, die BDSM leben verdienen Respekt. Sie sind keine Freaks, sie haben lediglich ein anderes Sexualleben.

Erst kürzlich wurde ein Studenten BSDM-Club offiziell von der Ghent Universität anerkannt. Das hat es noch nie gegeben. Ich würde mir wünschen, dass mein Film ein bisschen dazu beigetragen hat,  dass die Lebensweise der SMer auf mehr Verständnis stößt. Dennoch scheint sich auf der Ebene der Gesetzgebung bisher leider noch nichts bewegt zu haben. Koen lebt mit seiner Frau Magda als verurteilter Sexualstraftäter von einer minimalen Sozialhilfe-Rente in einer kleinen Wohnung in Antwerpen. Ich weiß jetzt viel mehr über BDSM, besuchte viele Clubs. Es ist in jedem Fall etwas Persönliches. Wenn Menschen dies ausleben möchten, lasst sie. Es wird keinem Schaden zugefügt. Naja, einigen schon. Aber sie möchten es.“ (Erik Lamens)

KOMMTENTAR DES RICHTERS:

„Eines Tages sah ich im flämischen TV-Sender VTM, dass Ideen für Drehbücher gesucht würden, um daraus einen Film zu machen. Die besten fünf würden produziert  und teilweise von VTM gefördert werden. Ein paar Stunden nachdem ich meine Geschichte gesendet hatte, bekam ich einen Anruf von Erik. Meine Absicht war es, Magdas Geschichte öffentlich zu machen.  Das Reden fällt mir leichter als Magda, deshalb habe ich immer das Wort bei Interviews (TV, Radio oder Zeitung) ergriffen. So wurde der Eindruck vermittelt, ich sei ein dominanter Mann, was nicht stimmt. Vielmehr ging die Initiative eigentlich von Magda aus und alles war ihr Wunsch. Daher ist auch die filmische Betrachtungsweise nicht ganz korrekt, da ich als die zentrale Figur dargestellt werde. Ich bin kein echter SMer und habe eigentlich nie die devoten Menschen verstanden,  bzw die Tatsache  dass einige Menschen andere dominieren möchten.  Was ich verstehen kann ist, dass sie es während eines Spiels tun, jedoch verstehe ich nicht, wie man daraus eine Lebensart machen kann.“ (Koen Aurousseau)

Nach einer wahren Begebenheit

1997 war das belgische Volk schockiert als Richter Koen A. wegen seiner SM Beziehung zu seiner Frau angeklagt wurde. Auch wenn ihr Leben durch dieses Urteil zerstört war, sind Koen und seine Frau Magda heute noch zusammen. Eine ergreifende und außergewöhnliche Geschichte über die dunklen Seiten der Sexualität und eine Liebe, die alles bewältigt.  Das mehrfach preisgekrönte Erotikdrama ist ein bewegender und eindrucksvoll gespielter Film, der unter die Haut geht. Ein Plädoyer für Privatsphäre und persönliche Entscheidungsfreiheit

HINTERGRUND

Der Film basiert auf dem wahren Fall des belgischen Richters „Koen Aurousseau“, der 1997 auf Grund eines privaten Videos wegen Körperverletzung und Zuhälterei angeklagt und verurteilt wurde. Das Video, das im Zuge einer Observation zum Dutroux-Fall in einem SM-Club zum Vorschein kam, zeigte, wie er seine gefesselte Frau Magda auspeitschte und sie diversen, sadomasochistischen Praktiken unterwarf. Der Fall ging an den europäischen Gerichtshof für Menschenrechte und wurde dort 2003 bestätigt. Koen wurde seiner Ämter enthoben, verlor seine bürgerlichen Rechte und alle Rentenansprüche. Das geschah alles, obwohl Koens Frau Magda mehrmals glaubhaft versichert und bezeugt hat, dass die Szenen allesamt nicht nur einvernehmlich, sondern sogar auf ihren eigenen expliziten Wunsch hin stattfanden. Diese Aussagen wurden von Psychiatern bestätigt. Heute lebt er von Sozialhilfe.

Der Fall erregte in Belgien Ende der 90er Jahre großes Aufsehen und fand in den Medien große Beachtung. Der belgische Filmemacher Erik Lamens nahm diese beeindruckende Geschichte als Stoff für seinen ersten Langspielfilm.

Die sorgfältigen Recherchen und Vorbereitungen zu diesem Film dauerten ca. 18 Monate. Erik Lamens hat nicht nur alle Gerichtsakten gelesen, sondern sich auch stundenlang mit Koen und Magda unterhalten, um ihre Sicht der Dinge zu erfahren. Zu den Vorbereitungen gehörten auch Besuche in den SM-Clubs von Antwerpen und intensive Gespräche mit den Gästen über ihre persönlichen Erfahrungen zum Thema SM.

Die Geschichte nahm ihren Anfang in den sehr starken Depressionen Magdas, die schließlich zu einem Nervenzusammenbruch mit Krankenhausaufenthalt führten. Dieses entscheidende Ereignis führte dazu, dass sie ihrem Mann ihre verborgenen, stark ausgeprägten masochistischen Neigungen und Phantasien offenbarte. Voller Scham schlug sie ihm vor, sich von ihr scheiden zu lassen. Koen entschied sich jedoch, zu seiner Frau zu stehen und zusammen mit ihr ihre “geheimen Wünsche” auszuleben.

SCHAUSPIELER

Koen Allegaerts:                             Gene Bervoets
Magda De Herdt:                            Veerle Dobbelaere

Staatsanwalt Versandt:                 Koen Van Impe
D.A. Blechtert:                                Bruno Vanden Broecke
Iris Allegaerts (13 Jahre):              Sofia Ferri
Iris Allegaerts (18-23 Jahre):       Marie Vinck
Fred Wolters:                                  Dirk Van Dijck
Irène Wolters:                                 Ilse Uitterlinden
Elke Wolters (13 Jahre):               Marie Van Loock
Elke Wolters (18-23 Jahre):          Amaryllis Uitterlinden
Dom P:                                           Tom Waes
Anwalt Guy Spaan:                         Michaël Pas
Gerichtsvollzieher:                          Nico Sturm
Polizist Kevin Van Durmen:           Stef Aerts
Polizist Frankie De Groote:           Gunther Lesage

STAB

Regie & Drehbuch:                         Erik Lamens
Produzenten:                                   Bert Hamelinck, Kato Maes, Frank Van Passel
Ausführende Produzentin:            Saskia Verboven
Produktionsfirma:                          Caviar Films
Kamera:                                            Stijn Van der Veken
Ton:                                                   Jan Deca
Schnitt:                                             Ewin Ryckaert
Produktionsdesigner:                     Bart Van Loo
Musik:                                               Ivan Georgiev
Casting:                                            Sara De Vries
Maske:                                             Ingeborg Van Eetvelde
Kostüm:                                            Sophie van den Klybus

PREISE

Bester Film 2010 (Cinekink New York, USA)
Ehrenvolle Juryerwähnung 2010 (Rome Independent Film Festival, Italien)
Bester Film 2010 (International TV Festival Bar, Montenegro)
Beste Schauspielerin (International TV Festival Bar, Montenegro)
Bester Film 2009 (Kiel Fetisch Film Festival)
Bester Schauspieler 2009: Gene Bervoets (Kiel Fetish Film Festival)
Beste Schauspielerin 2009: Veerle Dobbelaere (Kiel Fetisch Film Festival)

FESTIVALS

Transilvania International Films Festival 2011
Cinekink NYC, 2010
Rome Independent Film Festival, 2010
International Television Festival Bar, Montenegro 2010
Fetish Film Festival Kiel, 2010
Split Film Festival, Kroatien 2010
Montreal International Film Festival, 2009

SZENENFOTOS

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INTERVIEW MIT ERIK LAMENS (Buch und Regie)

Was hat ihr Interesse an diesem Thema geweckt? Wie haben sie Mr. Aurousseau getroffen?

Als der Fall sich ereignete, verfolgte ich ihn wie viele andere. Alle Medien berichteten darüber. Das war Ende 1996. Das rechtskräftige Urteil gab es erst 1998. Ich hatte sofort die Idee: dies ist ein sehr starker Stoff. Auf meiner Liste, der zu produzierenden Filme, war diese Idee seitdem ganz oben. 2002/2003 brachte ich sie meinem Produzenten noch einmal nahe. Zufälligerweise wurde am Vortag über den Richter auf „Midnight News“ berichtet, dass er den Fall beim Europäischen Gerichtshof verloren hat. Einen Film daraus zu machen sei sehr schwer, meinte er damals. Also verwarf ich Idee erneut. Ich drehte anschließend 10-15 Kurzfilme. Ich bin ebenfalls der Organisator einer „Pitching – Firma“, das bedeutet, dass Leute, meist Autoren, ihre Filmideen zusenden konnten, um sie Produzenten und Regisseuren vorzuschlagen. Eines der eingereichten Projekte war die Geschichte des Richters. Er selbst hat sie geschickt, mit dem Wunsch sein Leben zu verfilmen, inklusive seiner Telefonnummer. Ich rief ihn sofort an und traf mich mit ihm und seiner Frau. Ich sagte ihnen „wenn wir daraus wirklich einen Film machen wollen“, ist es wie eine Hochzeit: Es wird ein langer Prozess und wir müssen uns gegenseitig vertrauen. Vom ersten Treffen an, hatten wir ein sehr starkes Verhältnis zueinander. Sie gaben mir alle original Materialien des Strafprozesses – alle Abschlüsse der Anwälte, Polizeiberichte, diverse Urteile, … Es waren sehr viele Papiere. Um alles durchzulesen benötigte ich drei Wochen und sagt ihnen dann: „Ich denke wir haben einen Film“. So fing alles an.

Wie haben Sie sich diesem Thema genähert?

Nach dieser ersten Nacht und nachdem ich alles Material durchgearbeitet habe, begann ich mit allen Beteiligten zu sprechen. U.a. mit einem der bekanntesten Anwälte. Ich fühlte mich, als würde ich einen „Kaiser“ besuchen. Ich musste 2 Stunden warten, weil er gerade anderweitig interviewt wurde. Er erzählte mir Details, die sehr interessant für mich waren. Eine Sache, die nicht im Film vorkommt, jedoch sehr wichtig im realen Leben ist: Sie standen zu fünft vor Gericht: Der Richter selbst; ein Polizist, der ihm half die extremen BDSM-Praktiken zu vollziehen, denn Koen selbst ist kein echter BDSMer,( auch wenn er sicherlich ein sehr talentierter Meister ist); ein Arzt, der die Vagina zunähte und ein Pärchen, das die Videos für ihr eigenes Vergnügen drehte.  Ich sprach 3 Monate mit allen, die am Fall beteiligt waren. Wie viele andere, war auch ich wütend auf den Staat. Ich wollte aber keinen Film über Ungerechtigkeit machen, auch wenn sie sicherlich gegeben ist. Für mich war die LIEBE das zentrale Thema, um das es in diesem Film gehen sollte. Sie hatte ihre Bedürfnisse mehr als 30 Jahre lang verheimlicht, wohingegen er diese Bedürfnisse niemals hatte. Ich bin ebenfalls kein BDSMer und wusste bis dahin auch nichts darüber, ein sogenannter „Vanilla“, wie sie es nennen. Also habe ich mich gefragt: Warum tut ein Mann diese extremen Dinge seiner Ehefrau an? Einer Person, die er am meisten liebt? Den Einzigen Grund, den ich fand, war LIEBE. Es ist sehr schwer, der Person, die man am meisten liebt, Schmerz zuzufügen.

Wie waren Ihre Erfahrungen im Club?

Bei meiner ersten Nacht in einem Club war ich sehr aufgeregt, da ich kein BDSMer bin. Ich hatte Angst, dass sie mich gegen die Wand pressen und schlimme Dinge mit mir anstellen würden. Das war natürlich nicht der Fall, aber ich war ängstlich, weil ich so etwas noch nie zuvor gesehen hatte. Ich hatte also ein paar Bier getrunken, bevor ich in den Keller ging.  Mit einem weiteren Bier ging ich also an der Bar vorbei und war auf dem Weg in diesen Keller, als mir dort jemand sagte: Nein, nein, hier ist kein Bier erlaubt. Bier an der Bar ja, aber wenn „gespielt“ wird ist dies nicht erlaubt.

Wie kam der Film beim Publikum an?

Die Veröffentlichung des Filmes war absolut fantastisch. 1/3 der flämischen Kinos wurden mit dem Film bespielt. Er war sehr erfolgreich und eine Zeitlang Nr. 1 der Kinocharts. Wir mit unserem kleinen Film standen also im Rang höher als große Hollywood Produktionen. z.b. eine Komödie mit Jennifer Aniston. Darauf bin ich schon sehr stolz. Wenn man bedenkt, dass nur die Gage von Jennifer Aniston 5x so viel war, wie das Budget unseres gesamten Filmes. Wir waren sehr glücklich darüber.

Was ist Ihre persönliche Meinung zu SM? Hat sie sich nach dem Film verändert?

Meine persönliche Meinung zu BDSM änderte sich. Viele Menschen erzählen mir, dass sie nun anders darüber denken. Als ich zum ersten Mal den Club besuchte, hatte ich ziemlich Angst. Ich dachte ich würde mit Aggression konfrontiert werden. Zwei Dinge sind mir ins Auge gefallen. Erstens: es gab keinen Sex, was mich sehr überraschte. Sie erzählten mir dort, es gäbe viele Paare, die dort „spielten“ und anschließend zu Hause Sex haben. Sie könnten, wenn sie wollten. Und zweitens: es gab keinerlei Aggression, sondern sehr viel Toleranz. In einem gewöhnlichen Fußballspiel gibt es mehr Aggression. Für mich war es mehr wie ein Fitness Club: einige „arbeiteten“ an einem bestimmten Gerät, andere sahen zu und warteten bis sie an der Reihe waren. Es war sehr ruhig. Auch das Alter überraschte mich. Es gab keine jungen Leute dort. Vermutlich entdeckt man dies erst im Laufe seines Lebens. Der jüngste Mensch während meiner Recherche war 22. Die meisten 30/40 und älter. Wie auch im Film, Magda entdeckte diese Seite ihres Lebens, als sie 45 Jahre alt war. Ich weiß jetzt viel mehr über BDSM, besuchte viele Clubs. Es ist in jedem Fall etwas Persönliches. Wenn Menschen dies ausleben möchten, lasst sie. Es wird keinem Schaden zugefügt. Naja, einigen schon. Aber sie möchten es. Magdas erster Ehemann hat sie geschlagen. Es gibt einige Details, die ich gerne im Film verwendet hätte,…aber wie bereits erwähnt, fehlte die Zeit. Ihr erster Ehemann war paranoid. Magda hatte keinen Hausschlüssel und als er das Haus verließ, schloss er es ab und befestigte ein Haar an der Klinke, um sicher zu stellen, dass sie im Haus blieb. Er schlug sie. Sie ließ sich von ihm scheiden und sah ihn auch nie wieder. Auch seine Tochter sah er nicht wieder. Ich denke er ist ein absolutes Arschloch. Bei ihrem zweiten Ehemann ist es vollkommen anders: hier wünschte sie sich geschlagen zu werden, als sogenannter „devoter Part“, jedoch in voller Kontrolle darüber, wohingegen ihr erster Ehemann ihr Gegenüber keinerlei Respekt zollte. Meiner Meinung nach ist BDSM sehr respektvoll. Nach meinem ersten Clubbesuch war ich angenehm überrascht.

Gibt es Anekdoten? Gab es  Erfahrungen während des Dreh, die Sie beeindruckt haben?

Wir brauchten Bodydoubles, da wir nicht sicher waren, wie die Hauptdarstellerin mit diesen Szenen umgehen wird. Wir benötigten also jemanden, mit ungefähr der gleichen Brustgröße. Im SM Club sagte ich der Betreiberin, dass wir ein Bodydouble suchten. Sie dann gleich: Möchtest du vielleicht meine sehen? Hier! Also musste ich Fotos machen, von den Brüsten der Hauptdarstellerin, von ihren Brüsten. Diese vergleichen… nein, sie sind zu groß. Das gleiche Prozedere mit dem Hintern. Wir haben das Hintern-Double allerdings nie gebraucht, da Veerle alles selbst gemacht hat. Der Club in dem wir drehten, lag sehr zentral in Antwerpen in einer kleinen Straße. Als wir in dem Club gedreht haben, haben wir die Tische für Essen und Getränke draußen aufgebaut, da der Club selbst sehr klein ist. Ein Mann, der gegenüber wohnte, kam und hat sich beschwert. Er mochte den Club nicht und denkt, es sind alles schmutzige Leute und wir würden einen Porno drehen. Ich kannte ihn von der Schule. Es war eine Jesuiten-Schule, sehr streng, mit Uniform.  Dann sah er aber meine Hauptdarsteller. In Deutschland kennt man sie nicht so, aber in Belgien sind sie ziemlich bekannt und jeder möchte sie besetzen. Er fragte: „Die spielen in Ihrem Film mit? Oh, dann muss es ein seriöser Film sein…“. Er änderte also sein Verhalten schlagartig.

Was ist für Sie das zentrale Thema des Films?

Das zentrale Thema ist klar: Der Staat hat sich nicht einzumischen. Was Menschen in ihrem Haus machen, sollte auch dort bleiben. Meine Familie ist sehr katholisch und viele meiner Verwandten sind im Justizwesen tätig. Viele Anwälte, mein Großvater und Onkel sind Richter. Sie sind jetzt nicht wirklich progressiv, aber sie sagten: Wenn dieser Fall auf unserem Tisch gelangt wäre, hätten wir ihn fallen gelassen. Das ist Privat und geht niemanden etwas an. Auch eine sehr rechtsorientierte Zeitung meinte, es sei nicht Sache des Staates, was ein Mensch in seinem Bett treibt.

Waren die SM Szenen schwierig zu drehen?

Die SM Szenen waren sehr gut vorbereitet. Natürlich haben wir das ganze Team während dieser Szenen hinaus befördert, CUT, lediglich die notwendigen blieben im Raum.. Wir versuchten eine sichere Umgebung zu schaffen. Die Szene mit den Nippeln war ein Brustdouble. Sie war eine echte Extremsklavin. Sie tut Dinge, die man sich nicht vorstellen kann. Z.b. bittet sie darum, dass die Zigarette an ihrer Zunge ausgedrückt wird. Ihr Meister bereitete sie also für diese Szene vor. Wir hatten wieder mal nur einen Take zu Verfügung. Anschließend sagte sie, dass sie dies nie wieder tun wird. Es war nicht nur für die Hauptdarstellerin hart, auch für die männlichen Darsteller. Es sei gar nicht so leicht, jemanden zu schlagen. Aber alle waren gut vorbereitet, gingen mit mir mehrmals in den Club und sprachen mit Sklaven, Doms, Dominas.

Warum haben Sie den Titel „SM Richter“ gewählt?

Der Titel ist sehr einfach. Ich bin sehr schlecht, was die Auswahl der Filmtitel betrifft. SM Rechter, wie wir im flämischen sagen, war der Spitzname des Richters. Natürlich hat er auch einen richtigen Namen, wir verwendeten ihn jedoch nicht in unseren Pressemitteilungen, um seine beiden Kinder zu schützen, auch wenn ihn alle noch von vor 10 Jahren kannten. Ich benutze ihn zuerst nur als Arbeitstitel, fand aber keinen besseren, also behielt ich ihn. Ich finde ihn gut, er enthält sowohl „Richter“, jemand Würdevolles und Ehrwürdiges, Weises, als auch „SM“, einen Widerspruch im Titel, was eigentlich nicht schlecht ist.

Was waren ihre ersten Gedanken, als sie erfahren haben, es besteht Interesse aus ihren persönlichen Erlebnissen einen Film zu machen?

Eines Tages sah ich im flämischen TV-Sender VTM , dass Ideen für Drehbücher gesucht würden, um daraus einen Film zu machen. Die besten fünf würden produziert  und teilweise von VTM gefördert werden. Ein paar Stunden nachdem ich meine Geschichte gesendet hatte, bekam ich einen Anruf von Erik.

Meine Absicht war es, Magdas Geschichte öffentlich zu machen.  Das Reden fällt mir leichter als Magda, deshalb habe ich immer das Wort bei Interviews (TV, Radio oder Zeitung) ergriffen. So wurde der Eindruck vermittelt, ich sei ein dominanter Mann, was nicht stimmt. Vielmehr ging die Initiative eigentlich von Magda aus und alles war ihr Wunsch. Daher ist auch die filmische Betrachtungsweise nicht ganz korrekt, da ich als die zentrale Figur dargestellt werde.

Wie haben Sie Erik getroffen und wie war die Arbeitsweise?

Mit Erik war es eine wirklich gute und lockere Zusammenarbeit. Er kam einige Male in unser Apartment und machte uns u.a. auch mit den Hauptdarstellern bekannt. Ebenso schrieb er mehrere Versionen des Drehbuchs. Von seinem ersten Versuch war ich nicht so angetan.  Aber bei der letzten Version hatte ich das Gefühl, dass er begriffen hatte um was es wirklich ging.

Was denken Sie über den Film? Wurde Ihr Leben realitätsnah porträtiert?

Natürlich ist es keine Dokumentation, deshalb sind nicht alle Details 100%ig korrekt, aber das worum es geht ist getroffen worden.

Hat sich Ihr Leben nach der Veröffentlichung des Filmes geändert?

Nach der Filmveröffentlichung gab es eigentlich keine Veränderung in meinem Leben. Das Einzige was sich geändert hat, war, dass es eine neue Welle des Medieninteresses gab und wir viele Interviews gaben. Aber das hat sich nach einigen Wochen auch wieder gelegt.

Wie ging ihr Leben nach der Filmveröffentlichung weiter?

Ich war bis zum 6. Januar 1998 Richter.  Danach führte ich 10 Monate lang erfolglos ein Café. Anschließend war ich Mitarbeiter des Senators Jean-Marie Dedecker  der VFL Partei (den Flämischen Liberalen). Dann war ich zwei Jahre lang bei einer Anwaltskanzlei angestellt. Zuletzt war ich einige Monate juristischer Berater einer Baufirma.

Als diese Firma finanzielle Probleme bekam, haben sie mich gefragt, ob ich nicht in Rente gehen könne. Da ich nicht wusste, wie viel ich bekommen würde, antwortete ich, dass dies nicht möglich sei. Dann haben sie mich gefragt, ob ich nicht die Möglichkeit hätte, ein Krankengeld im Rahmen der Krankenversicherung zu bekommen. Ich fand einen Psychiater, der mich auf Grund von Depressionen für arbeitsunfähig erklärte (was im Übrigen nicht weit von der Wahrheit entfernt liegt). Davon habe ich dann bis zu meiner Pensionierung vor 3 Jahren gelebt.

Die begutachtenden Ärzte der Krankenkasse haben meine Krankheit akzeptiert, da sie wussten, dass es in meinem Alter nur die Wahl zwischen Versorgung durch die Krankenkasse oder Arbeitslosigkeit gibt ( ich war zu dieser Zeit über 62, und in diesem Alter wäre es unmöglich gewesen, einen neuen Job zu finden.)

War die Reaktion Ihrer Kinder wie im Film? Wie ist ihr Verhältnis heute?

Ja, die Reaktion der Kinder war wie im Film. Die Beziehung zu Ihnen normalisierte sich, aber nach der Filmveröffentlichung brachen unsere zwei jüngsten Kinder den Kontakt zu uns für drei Jahre ab. Nur mit der Ältesten, Kristin, die aus Magdas erster Ehe stammt, hatten wir die ganze Zeit über ein gutes Verhältnis. Jetzt verstehen wir uns auch wieder mit den beiden Jüngsten.

Betreiben Sie auch heute noch SM? Man könnte annehmen, dass Sie dem SM nach dem Besuch des Chalets im Film, den Rücken zugewandt haben.

Wir praktizieren kein SM mehr. Die Gründe hierfür sind: Ich bin in Wahrheit nicht dominant. Wir haben SM immer in Anwesenheit von jemandem ausgelebt, der es war. Außerdem sind wir jetzt 68 Jahre alt und Sex wurde immer unwichtiger. Im Moment spielt Sex überhaupt keine Rolle mehr.

Was ist Ihre persönliche Meinung zu SM?

Ich bin kein echter SMer und habe eigentlich nie die devoten Menschen verstanden,  bzw die Tatsache  dass einige Menschen andere dominieren möchten.  Was ich verstehen kann ist, dass sie es während eines Spiels tun, jedoch verstehe ich nicht, wie man daraus eine Lebensart machen kann.

Wie geht es Ihnen heute?

Uns geht es relativ gut.

Wie ging ihr Leben weiter? Welchen Beruf übten Sie aus?

Ich war bis zum 6. Januar 1998 Richter.  Danach hatte ich 10 Monate lang ein Café (das war kein Erfolg). Anschließend war ich Mitarbeiter des Senators Jean-Marie Dedecker  der VFL Partei (den Flämischen Liberalen. Dedecker war Judo Coach der Belgischen Nationalmannschaft und hat in seiner Zeit mit seinen Judokas eine Goldmedaillen, zwei Silbermedaillen und drei Bronzemedaillen bei den Olympischen Spielen gewonnen).
Dann war ich zwei Jahre lang bei einer Anwaltskanzlei angestellt. Zuletzt war ich einige Monate juristischer Berater einer Firma aus der Baubranche.

Als diese Firma finanzielle Probleme bekam, haben sie mich gefragt, ob ich nicht in Rente gehen könne. Da ich nicht wusste, wie viel ich bekommen würde, antwortete ich, dass dies nicht möglich sei. Dann haben sie mich gefragt, ob ich nicht die Möglichkeit hätte ein Krankengeld im Rahmen der Krankenversicherung zu bekommen. Ich habe einen Psychiater gefunden, der mich auf Grund von Depressionen für Arbeitsunfähig erklärt hat (was im übrigen nicht ganz außerhalb der Wahrheit liegt). Davon habe ich dann bis zu meiner Pensionierung vor 3 Jahren gelebt.

Die begutachtenden Ärzte der Krankenkasse haben meine Krankheit akzeptiert, da sie wussten dass es in meinem Alter hieß entweder Krankenkasse oder arbeitslos ( ich war zu dieser Zeit über 62 und in diesem Alter wäre es unmöglich gewesen einen neuen Job zu finden.) Dass man im Film den Namen Magda falsch ausspricht hat keine Bedeutung. Im Film hat man die Namen Koen und Magda verwendet, weil wir hier in Flandern bekannt waren. Im Ausland sagen diese Namen ja niemandem etwas. Amusante Anekdote: am Anfang haben die Journalisten, die am Prozess teilnahmen, die Namen verwendet, die sie bei Gericht hörten, also unsere offiziellen Namen, und von Koenraad und Maria gesprochen. Erst als sie mit uns geredet hatten, haben sie von Koen und Magda gesprochen.