Auf der Leipziger Buchmesse fing alles an: Da erschien mein erstes Buch „Nicht normal“ ist ganz normal gleich mit einer Lesung im Rahmen von „Leipzig liest“ in der sex-positiven Voegelei. So aufgeregt wie vor dieser Lesung war ich schon lange nicht mehr gewesen, vielleicht, weil das Buch irgendwie so etwas wie mein „Baby“ war, das ich nun zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentierte.
Aber das Ambiente war toll, das Publikum interessiert und lebendig, und so wurde diese Premiere zu einem rundum gelungenen Abend mit tollen Gesprächen über Sexualität. Unaufgeregt, humorvoll, aber auch berührend.
Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass diese Lesung der Auftakt zu einer ganzen Lesetour werden sollte:
Im Juni ging es auf der BoundCon in München mit einer Lesung auf der Main Stage weiter, im Herbst folgten dann zwei Lesungen in Berlin im sympathischen Theater unterm Turm. Spontan beschloss ich, diese oben ohne zu geben – weil Nacktheit für mich natürlich ist, aber auch, weil nichts den Inhalt meines Buches besser hätte auf den Punkt bringen können als dieses Zeichen für Selbstakzeptanz. Am Ende kam noch der Porno-Star Jason Steel als Überraschungsgast mit auf die Bühne – unsere erste persönliche Begegnung, nachdem ich ihn bisher nur per Skype für mein Buch interviewt hatte.
Für mich ist Nacktheit weder eine Einladung zu Übergriffigkeiten noch selbst eine Übergriffigkeit, wenn alle respektvoll miteinander umgehen. Deswegen gab es im UnPerfekthaus in Essen Schilder mit einem Warnhinweis an der Tür: „Achtung, nackte Brüste“. Absurd, dass in der heutigen Zeit überhaupt vor Brüsten gewarnt werden muss, aber da das UnPerfekthaus ein Ort für viele sehr unterschiedliche Kreative ist, war das mein Angebot, einen möglichen Konsens zu finden.
Am nächsten Tag titelte die WAZ:
„Frühere TV-Nonne liest mit nackten Brüsten – Mit dem Auftritt wirbt Antje Nikola Mönning für Toleranz – und für ihr Buch über vielfältige sexuelle Orientierungen“
Der Artikel endete mit den Worten: „Dass nackte Brüste nicht von Inhalten ablenken müssen, hat Antje Nikola Mönning an diesem Abend jedenfalls mit ihrer erfrischenden Art bewiesen. “
So langsam schien anzukommen, warum ich mache, was ich mache – und wie ich es mache.
Nach einem Heimspiel in München – dem Kulturabend des SMIGO – folgte der große Jahres-Abschluss-Knaller: Hamburg.
Die Lesungen im Erotic Art Museum am 2.12. und im Club de Sade am 3.12. wurden von viel Presse und einem Fernsehteam von RTL/ VOX begleitet, der Museumsleiter Ekkehart Opitz und ich wurden interviewt, und der Bericht zu dieser Lesung lief schon am nächsten Abend bei Vox Prominent und am darauffolgenden Tag in vielen weiteren RTL-Sendungen.
https://www.rtl.de/videos/warum-die-nackt-nonne-wieder-blank-zieht-656d4904aa8e8a99000afc22.html
Am Schönsten waren für mich aber die Begegnungen mit all den verschiedenen Menschen bei meinen Lesungen. Alte Bekannte und Freunde, Menschen, die ich seit Jahren über Social Media kannte und nun zum ersten Mal persönlich getroffen habe, und gänzlich Unbekannte, die mich herzlich empfingen – ihnen allen verdanke ich eine schöne Zeit und die Gewissheit, dass „nicht normal“ wirklich ganz „normal“ ist.